Informationen zu Kautschuk Reifen
Reifen Kautschuk
Wie aus Kautschuk Autoreifen hergestellt werden
Die Heimat des Kautschukbaums ist die „Grüne Hölle“ des Amazonasgebiets. Hier wurde der Saft des „weinenden Holzes“ von den Kambeba-Indianern für die Herstellung von Alltagsgegenständen genutzt. Doch erst Ende des 19. Jahrhunderts trat der Kautschuk seinen Siegeszug in Europa an – nachdem der Ire John Boyd Dunlop den luftgefüllten Reifen erfunden hatte. Auch wenn heute Gummi oft aus künstlichem Kautschuk gefertigt wird: Für die Herstellung von Autoreifen und vielen anderen Produkten ist die Latexmilch als Grundstoff nach wie vor unverzichtbar.
Der Kautschukbaum, in der Fachsprache „Hevea brasiliensis“ genannt, stammt ursprünglich aus den tropischen Regenwäldern Brasiliens. Als „ca hu chu“ wird er von den einheimischen Indianern bezeichnet: „weinendes Holz“.
Erstmals von einem Europäer entdeckt wurde dieser Baum um 1700 – von einem Jesuitenpater am Rio Negro. Er sah, dass die Kambeba-Indianer die den Bäumen abgezapfte Latexmilch verarbeiteten und daraus Schuhe, Trinkflaschen und Bälle herstellten. Der Pater weckte das Interesse der europäischen Kaufleute an diesem wundersamen Material. Mit Goodyears Entdeckung der Vulkanisation im Jahre 1840 wurde der Kautschukbaum zu einer heiß begehrten Ware: Durch Erhitzen und die Zugabe von Schwefel entstand aus dem Kautschuk Gummi.
Todesstrafe bei Samenschmuggel
Da der „Hevea Brasiliensis“ nur im Amazonasgebiet vorkam, war Brasilien der weltweit einzige Lieferant dieses immer wichtiger werdenden Rohstoffes. Damit dies auch so blieb, stand auf den Schmuggel der kostbaren Samen die Todesstrafe. Trotzdem gelang es dem Engländer Henry Wickham im Jahre 1876, 70.000 Samen, versteckt zwischen Palmblättern, auf dem Seeweg nach England zu schmuggeln. Von den 70.000 überlebten nur 2.600 die Reise. Sie wurden in den Gewächshäusern des königlichen botanischen Gartens in Kew bei London angepflanzt und bildeten den Grundstock für die Kautschukplantagen in den britischen Kolonien Malaysia und Sri Lanka. Als schließlich der irische Tierarzt John Boyd Dunlop 1888 den luftgefüllten Reifen erfand, trat der Kautschuk endgültig seinen Siegeszug durch Europa an.
Kautschukbäume werden heute in den Regionen um den Äquator angepflanzt. Hauptproduzenten von Kautschuk sind Thailand, Indonesien und Malaysia. Den Bäumen wird in den Morgenstunden durch einen Schnitt in die Rinde Latexmilch abgezapft. In den Morgenstunden deshalb, weil die Pflanzen ihre Energie tagsüber für die Photosynthese brauchen.
Der so gewonnene Naturkautschuk wird gefiltert und anschließend mit Essigsäure vermischt. Auf diese Weise werden die 30 bis 40 Prozent Kautschukanteil aus dem Latex herausgelöst und verdickt. Danach muss die Masse gepresst werden, um den natürlichen Wasseranteil so weit wie möglich zu reduzieren. Am Ende entsteht so eine dünne elastische Matte, die zum Trocknen in die Sonne gelegt wird.
Händler transportieren die Latexmatten in eine Kautschukfabrik. Dort werden diese zunächst grob zerkleinert und mit Wasser sowie Ameisensäure vermischt. In den folgenden Arbeitsschritten wird der Kautschuk immer weiter zerkleinert, durchmischt und gewaschen, um auch die kleinsten Verunreinigungen auszusondern. Zu Klumpen zusammengepresst, wandert der Naturkautschuk dann in ein Bad aus Ammoniak und Wasser.
Im Ofen gebacken
Anschließend werden die Klumpen in Metallcontainer gefüllt und in einem Ofen 2,5 Stunden lang bei 130 Grad Celsius erhitzt. Danach ist der Kautschuk braun und vollständig getrocknet. Die gebackenen Kautschukballen werden aus ihren Formen geholt und gewogen. 35 Kilo pro Ballen beträgt das Normgewicht. Stimmt das Gewicht, wird der Kautschuk in der richtigen Menge zusammengepresst und dann verpackt. Abnehmer sind vor allem Reifenfabriken aus Übersee.
Dort kommt der Naturkautschuk zusammen mit anderen Zutaten wie synthetischem Kautschuk, Schwefel, Silikat und Ruß in eine Knetwalze. Die genaue Rezeptur hüten die Hersteller wie ein Zauberformal. Etwa 25 verschieden aufgebaute Schichten sind für einen Reifen nötig. Manche Lagen bestehen aus reinen Gummimischungen, in andere sind Textil- oder Stahleinlagen eingearbeitet.
Abschließend werden die einzelnen Gummilagen, beim Vulkanisieren, fest miteinander verbacken und der Reifen erhält sein Profil. Jetzt fehlt nur noch der richtige Fahrer – und der neuen Bestzeit steht nichts mehr im Wege.